Wie pflanzt man einen biodiversen Regenwald?

Wie pflanzt man einen biodiversen Regenwald?

Wann ist ein Wald biodivers?

Zunächst müssen wir festlegen, was ein biodiverser Regenwald ist. Unter „Artenvielfalt schützen“ haben wir schon festgestellt, dass 90% aller Aufforstungen weltweit mit geringer Artenvielfalt stattfinden. Ein primärer Regenwald in Westafrika hat eine unfassbar große Biodiversität – 30 bis 60 Baumarten wachsen je nach Lage. Wir haben uns also entschieden, mindestens 30 lokale Regenwaldbäume in unseren neuen Wäldern zu pflanzen.

Woher kommen die vielen Samen?

Die nächste Herausforderung: Wie kommen wir an die vielen verschiedenen Samen heran? In Sierra Leone gibt es, wie in den meisten westafrikansichen Ländern, keinen Markt für diese Samen. Unsere Mitarbeiter fahren also weite Strecken, um einen Baum der entsprechenden Art zu finden und beobachten dann genau die Zeit der Reife der Samen. Eine Community in der Nähe wird beauftragt, die Samen zu sammeln sobald sie reif sind und wir kaufen sie ihnen dann ab. So entsteht eine sehr wertvolle Samenbank.

Wie keimt der Samen?

Es gibt eine unglaubliche Fülle an Samenformen und natürlich auch an Keimungs-Strategien der Bäume. Einige Samen müssen möglichst frisch gesäht werden, andere länger lagern, manche quellen am besten ein paar Tage in warmem Wasser, andere keimen nur, wenn ein leichtes Feuer über sie gegangen ist… Das Wissen zu den unterschiedlichen Samen hat sich unser Team über die Jahre mühsam erarbeitet, es wird in einer Datenbank ständig aktualisiert.

Die Baumschule

Nun werden die Samen in Tüten gesäht, die mit einem Geschmisch von Erde und natürlichem Dünger befüllt wurden. Und es wird regelmäßig gewässert. Deshalb stehen unsere Baumschulen in der Nähe von Gewässern, die das ganze Jahr Wasser tragen. Besonders kleine Samen werden ein einem kleinen Feld ausgesäht und nach Keimung pikiert und in Pflanztüten gesetzt. Auch die Sämlinge wachsen in unterschiedlichem Tempo heran.

Nur die Harten kommen in den Garten...

Vor dem Auspflanzen im Juni werden die Sämlinge noch etwas abgehärtet, es wird weniger gewässert und der Sonnenschutz reduziert. So haben sie eine bessere Chance im Feld zu überleben.

Es wird gepflanzt!

Und dann geht es endlich ans Auspflanzen! Nachdem mit Stöcken die ideale Entfernung zwischen den neuen Bäumen markiert wurde,  tragen unsere Arbeiter:innen in Schalen die zarten Pflanzen zur Auspflanzungsstelle, wo unser Pflanzmanager über die beste Anordnung der Bäume wacht. Dies passiert am Anfang der Regenzeit, so dass die jungen Bäume ausreichend Zeit haben, tiefe Wurzeln zu bilden.

Nachsorge

Bis Ende Juli müssen alle Sämlinge im Boden sein, damit sie aureichend Zeit haben, sich gut zu verwurzeln. Spätestens im November endet die Regenzeit und die nächsten 5 Monate müssen die junge Bäume alleine zurecht kommen. Dazu wird um sie herum ein Ring unkrautfrei gehalten und Feuergürtel werden angelegt, um dei Buschbrände von den neuen Flächen fern zu halten.

Wer überlebt?

Wenn der Regen endlich wieder einsetzt, können wir die Überlebensrate erfassen. In unseren ersten Jahren lag diese bei erstaunlichen 85%. Wir füllen die entstandenen Lücken nicht auf, sondern lassen die Natur weiter pflanzen, sie kann es besser.

Die gemeinnützige deutsche greenlimba gGmbH pflanzt in Sierra Leone / Westafrika einen neuen Regenwald, artenreich, nur aus heimischen Gehölzen. Dieser Urwald dient einerseits dem weltweiten Klimaschutz, andererseits den Menschen in einem der ärmsten Länder dieser Welt, um mit den Folgen des Klimawandels besser umgehen zu können. Klimaschutz und Klimagerechtigkeit sind zwei Seiten einer Medaille.

Unser Engagement fußt dabei auf vier Säulen:

Beteiligung

Wir arbeiten mit der indigenen Bevölkerung, nicht gegen sie. Mit Hilfe unterschiedlicher Trainings befähigen wir sie, selbst aktiv gegen die Folgen des Klimawandels anzukämpfen. Hierbei geht es vor allem darum, den Menschen das nötige Wissen zu vermitteln, wie sie eigenverantwortlich ihren Regenwald wieder erfolgreich aufforsten können. Ohne die Einbindung der Menschen vor Ort ist jedes Aufforstungsprojekt von vornherein zum Scheitern verurteilt. Nur wenn das jeweilige Dorf die Neuaufforstung zu seinem eigenen Projekt macht, wird es Bestand haben. Die Bereitschaft zur Eigeninitiative ist groß, da inzwischen jede und jeder den Klimawandel durch Hitze, Überflutungen, sinkenden Grundwasserspiegel und geringere Ernten ganz persönlich zu spüren bekommt.

Biodiversität

Um die notwendige Artenvielfalt in den neuen „Community Forests“ sicherzustellen, betreiben wir eigene Forstbaumschulen. In unseren Partnerdörfern gelingt meist nur die Aufzucht einiger weniger Baumarten, für die meisten braucht es Experten. Da aber nur ein biodiverser Wald alle erwünschten positiven Effekte mit sich bringt, stellen wir unseren Partnern die fehlenden Setzlinge kostenlos zur Verfügung, sofern die von uns vorgegebenen Rahmenbedingungen erfüllt sind (u.a. die Gründung eines lokalen „Forest Management Committees“, die Dokumentation der nachhaltigen Landnutzung und die Verabschiedung einer rechtsverbindlichen Verordnung zum langjährigen Schutz des neuen Waldes).

Bildung

Nur wer um den Wert eines Baumes für sich selbst weiß, wird bereit sein, ihn zu schützen. greenlimba fördert deshalb auf unterschiedlichen Ebenen die Umweltbildung in Sierra Leone. Ein Schwerpunkt ist die Sensibilisierung der Kleinsten durch unser Kinderbuch „Fatu & the Magic Tree“, das wir in zehntausendfacher Auflage mit eigenen Pädagogen in den Grundschulen verteilen. Hinzu kommen niederschwellige Informationskampagnen in den Bereichen Wald- und Klimaschutz sowie Aufklärungsinitiativen zum sehr problematischen Thema Holzkohleproduktion und -nutzung. Schlussendlich geht es auch um strategisch-politische Dialoge auf nationaler Ebene in Zusammenarbeit mit internationalen Partnerorganisationen.

Waldschutz

Die noch bestehenden Regenwald-Enklaven Sierra Leones sind der reinste Gen-Pool für die Artenvielfalt und speichern Unmengen an klimaschädlichem CO2. Der Schutz dieser noch verbliebenen Urwälder ist alle Mühe wert, da eine Neuaufforstung viel langwieriger und teurer ist. Die Wertschöpfung durch die Abholzung ist deutlich geringer als die Kosten der Renaturierung. Wir zahlen interessierten Gemeinden deshalb monatliche Ausgleichszahlungen für den entgangenen Gewinn durch Holzeinschlag, wenn sie ihre Wälder unangetastet lassen. Auch diese „Payments for Environmental Services“ basieren selbstverständlich auf freier, vorheriger und informierter Zustimmung der örtlichen Bevölkerung („free, prior and informed consent“).

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